Sommersemester 2021

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur Ringvorlesung führen Kirsten Korte und Dr. Volker Then in das Thema der Vorlesungsreihe ein. Das Projekt, in dessen Rahmen die Vorlesungsreihe stattfindet, geht historisch und kulturübergreifend den Fragen des Gebens, Stiftens und Sammelns nach. Dabei zeigen sich Unterschiede, aber auch Kontinuitäten und Konstanten. Dr. Then wird hierzu aus dem Projektkontext berichten und damit den Hintergrund für die Frage nach der universellen kulturellen und sozialen Praxis liefern. Frau Kortes Augenmerk liegt hingegen auf den Stiftungen der Gegenwart, ihrer Bedeutung und Vielfalt. Sie wird auch den Bezug zur Metropolregion Rhein-Neckar herstellen, weswegen sie Kooperationspartnerin der Reihe ist. Beide werden Fragen beantworten und mit dem virtuellen Publikum diskutieren.

Referent*innen

Der Metropolregion Rhein-Neckar seit langem eng verbunden, ist Kirsten Korte seit 2011 Geschäftsführerin des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V. Als eines der Gesichter des Vereins nach außen steht sie für dessen Ziel: die Förderung der Metropolregion Rhein-Neckar durch Projekte sowie die Stärkung des Dialogs zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Ebenfalls seit 2011 gehört Kirsten Korte dem Stiftungsrat der Stiftung Metropolregion Rhein-Neckar in Mannheim an. Sie kennt sich daher als Praktikerin bestens mit dem Stiftungswesen der Gegenwart aus.

Dr. Volker Then ist geschäftsführender Direktor des Centrums für Soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg. Als Gründungsdirektor des CSI vereint er seit 2006 ein Interesse für gesellschaftlich relevante Forschung mit einem Engagement für wirkungsvolle Praxis. Zuvor vertrat er dieses Interesse auf der anderen Seite in zwölf Jahren Stiftungspraxis in der Bertelsmann Stiftung unterschiedlichen leitenden Funktionen. Zu seinen durchgehenden Themeninteressen gehören Zivilgesellschaft und Intermediäre Institutionen, Sozialkapital, aber auch wirkungsvolle Stiftungsarbeit, Strategieentwicklung von Organisationen und soziale Wirkungsmessung.

Für die zweite Veranstaltung der Ringvorlesung dürfen wir Prof. Anne-Claire Pache, Professorin an der ESSEC Business School in Paris begrüßen. Prof. Pache wird über Philanthropie in Frankreich im 21. Jahrhundert referieren. In Frankreich überwog seit der französischen Revolution von 1789 gelinde gesagt die Skepsis gegenüber Institutionen der toten Hand. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts jedoch haben Reformschritte dieses Bild verändert. Was hat zu dieser Neubewertung und zu den letzten rund 15 Jahren einer dynamischen philanthropischen Entwicklung in Frankreich beigetragen? Und welche Dynamik wurde durch diesen historischen Wandel ausgelöst?

Referentin

Anne-Claire Pache ist Professorin für Soziale Innovation und Inhaberin des Lehrstuhls für Philanthropie an der ESSEC Business School in Paris, Frankreich. Sie lehrt und forscht liegt an der Schnittstelle von Organisationstheorie und sozialer Innovation Dabei legt sie den Schwerpunkt auf pluralistische Umgebungen, hybride Organisationen und Scale-up-Prozesse in Organisationen. Sie hat qualitative Studien zu Sozialunternehmen, Unternehmensphilanthropie und privaten Stiftungen durchgeführt. Vor Ihrer wissenschaftlichen Karriere war sie Mitbegründerin von Unis-Cité. Die französische Non-Profit-Organisation, in welcher sie auch heute noch Vorstandsposten innehat, hat Pionierarbeit in gemeinnütziger Jugendhilfe geleistet.

Kulturphilanthropie stellt ein sehr interessantes Untersuchungsfeld dar, da sie scheinbar gegensätzliche menschliche Verhaltensweisen (Sammeln/Geben) und viele hybride Organisationsformen wie öffentliche Museumsstiftungen oder öffentliche Unternehmenssammlungen umfasst. Der Vortrag geht einigen aktuellen Fragen zur Welt der Kulturphilanthropie nach: Wann und warum wird Sammeln zu einem Akt der Philanthropie? Wie ist Kulturphilanthropie in westlichen Gesellschaften organisiert? Welche Rolle sollte der Staat in der Kulturphilanthropie spielen? Bedroht kulturelle Turbo-Philanthropie den freien Ausdruck und die Kreativität im Kunstbereich? Um diesen Fragen nachzugehen, wird der Vortrag aktuelle Forschungsergebnisse und Fallstudien aus Europa und den USA vorstellen.

Referent

Alex Turrini ist außerordentlicher Professor an der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften der Università Bocconi in Mailand, Italien. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel über Kulturpolitik und Kunstmanagement. Seine Arbeiten wurden in einer Vielzahl wissenschaftlicher Zeitschriften veröffentlicht. Er ist Rezensent für nationale und internationale Zeitschriften und ist Associate Editor in Management für das International Journal of Arts Management. Alex Turrini studierte und promovierte in Management an der Università Bocconi. Von 2018 bis 2020 war er Lehrstuhlinhaber des Fachbereichs Arts Management and Arts Entrepreneurship an der Southern Methodist University, Dallas (USA).

Der Vortrag besteht aus drei Teilen. Der erste Teil widmet sich Trends, Normen und Narrativen, die sich rund um die Philanthropie in (Nord-) Amerika seit Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelt haben. Im zweiten Teil sollen einige der Problematiken der (nord-) amerikanischen Philanthropie anhand einer überwiegend international tätigen, aber auch international beachteten Stiftung diskutiert werden, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts gegründet wurde – der Bill, Hillary & Chelsea Clinton Foundation. Abschließend soll im dritten Teil die Frage angerissen und explorativ erörtert werden, welche kurzfristigen und /oder möglicherweise nachhaltigen Auswirkungen die Covid-19 Pandemie auf die Praxis der Philanthropie in den USA haben wird.

Referent

Dr. habil. Martin Thunert ist seit 2007 Forschungsdozent (Senior Research Lecturer) für Politikwissenschaft am Heidelberg Center for American Studies der Universität Heidelberg. Studium u.a. an den Universitäten Frankfurt/M., Tübingen, Glasgow, Queen’s, McGill (Montreal). Er hat an der Universität Augsburg mit einer Arbeit zur kanadischen Verfassungspolitik promoviert. In den USA war Thunert am Senat der USA tätig, verbrachte einen Forschungsaufenthalt an der Harvard University und lehrte 4 Jahre an der University of Michigan, Ann Arbor. Thunerts Lehr- und Forschungsinteressen liegen in der Politik der USA und Kanadas - insbesondere der US-Präsidentschaft, Think Tanks, Stiftungen und Philanthropie, Interessengruppen und politischen Beratungsorganisationen. Thunert ist u.a. Regionalkoordinator für Kanada, Chile, Mexiko und die USA im Projekt Sustainable Governance Indicators der Bertelsmann Stiftung. Kontakt: mthunert@hca.uni-heidelberg.de

In Tamil Nadu, in Südindien, gibt es viele Hindu-Tempel, die aus Stein gebaut und deren Wände mit Inschriften bedeckt sind, von denen die meisten aus dem 9. bis 13. Jahrhundert stammen. Diese Inschriften sind in vielen Fällen Aufzeichnungen von Schenkungen - von Land, Vieh, Bargeld, Edelmetallen - die dem Tempel gemacht wurden, um verschiedene Dienste, Tempelpersonal und Erweiterungen des Tempelkomplexes zu unterstützen. Der Vortrag wird sich mit den Identitäten der Spender*innen, ihren Motiven und Methoden des Mäzenatentums befassen, mit den Beziehungen, die durch das Schenken entstanden sind, und mit der Frage, wie und warum ihre Gaben aufgezeichnet und in Stein gemeißelt wurden.

Referentin

Prof. Leslie C. Orr ist seit 1991 am Fachbereich Religionen & Kulturen an der Concordia University Montréal. Ihre Forschungsinteressen liegen in der Religions- und Sozialgeschichte des mittelalterlichen Tamil Nadu, Frauen im vorkolonialen Südasien, Devadasis, Tempelarchitektur, Ikonographie und Epigraphik, der Interaktion von Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Islam, der Geschichte südindischer Sektenbewegungen und kolonialer/missionarischer Indologie. Ihre aktuellen Forschungsprojekten sind "South Indian Inscriptions: Media, Messages, and Mobilizations" und, mit Archana Venkatesan, Anna Seastrand und CrispinBranfoot, "The Navatirupatis and Vaishnava temple-networks in South India." Weiterhin ist sie Autorin und Mitherausgeberin mehrerer Bücher in diesen Bereichen.

Interdisziplinäres Schlussgespräch der Ringvorlesung. Musste leider ausfallen.

 

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