heiGOS – Heidelberg Research Group for Organization Studies
Die Organisationssoziologie beschäftigt sich mit der theoretischen Analyse und empirischen Erforschung von Organisationen – sowohl mit ihren Formen, Strukturen und internen Prozessen als auch mit ihrer Interaktion mit der Gesellschaft.
Das Team des Forschungsbereichs heiGOS führt wirtschafts-, organisations- und industriesoziologische Studien durch, die sowohl quantitative als auch qualitative Vorgehensweisen miteinschließen. Diese orientieren sich an einem handlungs- und strukturtheoretischen Ansatz mit besonderem Bezug zur Institutionenanalyse.
Laufende Forschungsprojekte
Berufswege von Akademiker*innen (seit 2023)
Unter Anwendung von Online-Surveys, Lebensverlaufsanalysen sowie offenen Interviews, sollen die Berufswege von Absolvent*innen und die beruflichen Vorstellungen von Studierenden erfasst werden.
Regeln und Regelabweichungen in der Politik (seit 2022)
Wir führen offene Interviews durch und hospitieren bei verschiedenen Parteien und Kandidat*innen, um die Abläufe im Wahlkampf besser kennenzulernen. Zudem werden Inhaltsanalysen von Protokollen und Dokumenten durchgeführt, um die Bedingungen für Parteien und Kandidaturen herauszuarbeiten.
Voruntersuchung zur Regulierungspraxis der Prostitution in Deutschland (seit 2022)
Wir führen eine nicht-standardisierte Befragung durch um die Herausforderungen in der Praxis der Regulierung der Prostitution zu ergründen und Nachfolgeprojekte vorbzubereiten.
Fehlverhalten in Organisationen: Wie lässt sich die Meldebereitschaft des Personals erhöhen? (seit 2022)
Mittels Factorial-Surveys und Konstruktionstests evaluieren wir evidenzbasiert, welches Fehlverhalten in Organisationen geduldet wird und durch welche Kontexte und Maßnahmen die Meldebereitschaft von Regelabweichungen erhöht werden kann.
Compliance in Rumänien: Wie lässt sich die Meldebereitschaft des Personals erhöhen? (seit 2022)
In Zusammenarbeit mit einem Großunternehmen in Rumänien untersuchen wir anhand von Vignetten-Surveys und Experimenten die Faktoren, welche die Bereitschaft der Mitarbeiter*innen zur Meldung von Regelbrüchen im Unternehmen beeinflussen.
Evaluation des Ausführungsgesetzes zum Prostituiertenschutzgesetz (AGProstSchG) für die Jahre 2018-2022 (seit 2021)
Mittels Befragungen der zuständigen Behörden in Baden-Württemberg erheben wir qualitative und quantitative Daten, die einerseits als informative Grundlage für die Aktualisierung des Gesetzes dienen sollen und andererseits dabei helfen werden, das Wirkungsgefüge formaler Regeln und informeller Geltungsstandards zu erhellen.
Evidenzbasierte Corporate Compliance (seit 2021)
Mittels Experten-Surveys, Interviewanalysen und Interventionsstudien mit Kontrollgruppendesign untersuchen wir, welche Compliance-Maßnahmen in Unternehmen die erwünschten Wirkungen entfalten – und welche nicht. Das Projekt setzt auf die Kooperation mit Praxispartnern und bietet ein hohes Transferpotenzial für Unternehmen und andere Organisationen.
Organisationale Kriminalität und Systemische Korruption in Brasilien (seit 2019)
Das internationale Projektteam analysiert aktuelle und vergangene Korruptionsfälle um zu erklären, wie das System der wirtschaftlichen und politischen Korruption in Brasilien funktioniert, welche Auswirkungen institutionelle und organisationale Änderungen haben und welche Rolle die Strafverfolgung und das Antikirruptionsregime spielen.
Veranstaltungen
HCLSI Konferenz
Making rules, breaking rules: Law, Crime and Society
Interdisziplinäre Tagung
Freitag, 24. Juni 2022
Programm und Bericht
Leitung
Prof. Dr. Markus Pohlmann
Mitarbeiter*innen
Monika Bancsina, M.A.
PD Dr. Stefan Bär
Laura Beuter, M.A.
Nicolás Jaramillo, M.A.
Kim Kettner, M.A.
Leoni Kotwan, B.A.
Baumzertifikat
Im Rahmen des Forschungsprojekts "Fehlverhalten in Organisationen: Wie lässt sich die Meldebereitschaft des Personals erhöhen?" haben wir, um die Bereitschaft zur Teilnahme an unserer Umfrage zu erhöhen, eine Baumpflanzakton gestartet und so einen Beitrag zu einer nachhaltigen Inititative geleistet. Durch dieses Projekt sind 440 Bäume geplanzt worden.
Aktuelle Publikationen
✎ Bär, Stefan, Sebastian Starystach & Heike Hess (2022): Staff councils in hospitals as co-managers? A blind spot in codetermination research. In: Industrielle Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management (4-2021), S. 407-430. doi.org/10.3224/indbez.v28i4.04
✎ Trombini, Maria Eugenia, Mario H. Jorge Jr., Elizangela Valarini & Markus Pohlmann (2022): A case study of systemic corruption in the state health bureaucracy, in: Sebastian Wolf &
Peter Graeff, Corona und Korruption, Wiesbaden: Springer VS. doi.org/10.1007/978-3-658-35664-4_6
✎ Elizangela Valarini, Markus Pohlmann & Subrata Mitra (Hrsg., 2021): Political Corruption and Organizational Crime. The Grey Fringes of Democracy and the Private Economy
E-Book: doi.org/10.1007/978-3-658-34374-3
Softcover ISBN: 978-3-658-34373-6
✎ Sebastian Starystach & Kristina Höly (Hrsg., 2021): The Silence of Organizations: How Organizations Cover up Wrongdoings
E-Book: doi.org/10.11588/heibooks.592
Softcover ISBN: 978-3-948083-10-6
✎ Valarini, Elizangela & Maria Eugenia Trombini (2021): Populist grammar, politicians and judges: a case study of political corruption in Brazil, in: Mendilow, Jonathan & Eric Phelippeau (Hrsg.), Populism and Corruption – The other side of the coin, Cheltenham: Edgar Elgar Publishing. (link)
✎ Pohlmann, Markus, Kristina Höly & Maria Eugenia Trombini (2021): The German Organ Transplant Scandal - The unwritten rules of organizational wrongdoings, in: Social Science and Medicine (292). doi.org/10.1016/j.socscimed.2021.114577
Blog „Organizationoal Crime Stories“
Video
Thomas Schröder & Gerhard Dannecker: How to Deal with Corporate Crime
Peter Graeff & Julia Kleinewiese: Esprit De Corps as a Mechanism of Social Integration
Markus Pohlmann: Corporate Crime and Organizational Deviance
Forschungsbereiche von heiGOS
Organizational Crime Studies
Das Forschungsprogramm „Organizational Crime Studies“ ist eingebettet in einen interdisziplinären Verbund von Soziologen, Kriminologen, Rechtswissenschaftlern, ergänzt durch die Medizin, die Sinologie sowie die Politik- und Wirtschaftswissenschaften. In sektoren- und kulturvergleichender Perspektive gehen wir der zentralen Frage nach, wie Organisationen von legalen Pfaden abkommen und wie sie gegebenenfalls wieder auf diese zurückfinden. Um dies zu erklären ist es das Ziel des Forschungsprogramms, neben gesellschaftlichen Ursachen und institutionellen Bedingungsfaktoren auch den rechtlichen Konsequenzen nachzugehen und damit den Beitrag der Organisationssoziologie für kriminologische bzw. strafrechtliche Debatten in der internationalen Korruptionsforschung fruchtbar zu machen. Dabei liefert das organisationssoziologische Konzept der „organisationalen Devianz“ einen neuartigen Ansatzpunkt für die Erklärung einer bis dato unterbelichteten Form von Kriminalität, bei der es nicht ausschließlich um persönliche Bereicherung geht, sondern in erster Linie um die Verfolgung der Ziele der Organisation.
Management Organization Careers
Der Schwerpunkt des Forschungsprogramms „Management Organization Careers“ ist es, zu untersuchen, wie sich die Globalisierung auf der Ebene der Unternehmen – hier insbesondere der Industrieunternehmen – auswirkt. Eine verbreitete These der Globalisierungsliteratur ist, dass es zu einer Zunahme von transnationalen Unternehmen kommt und sich infolgedessen eine globale Manager-Klasse herausbildet, die neoliberale Managementprinzipien vertreten und dadurch die neoliberale Transformation der Wirtschaft vorantreiben. Die Annahme, die in der These von einem „neuen Geist“ des Kapitalismus gipfelt, wird im Rahmen des Forschungsprojekts durch die Untersuchung der Karrieremuster und Handlungsorientierungen von Top-Managern, die die höchste Position in den großen Industrieunternehmen der größten Volkswirtschaften der Welt innehaben, einer empirischen Prüfung unterzogen. Die multidimensionale und vergleichende Analyse ermöglicht Einblicke in die Art und das Ausmaß, von dem Manager durch die Globalisierung berührt werden.
Medical Organizations Studies
Im Bereich der „Medical Organizations Studies“ beschäftigen wir uns mit organisationalem Wandel im medizinischen Feld in Deutschland, und möchten darüber hinaus international vergleichend herausfinden, wie sich dieser konkret auf die Organisationen (z.B. Krankenhäuser) selbst, die medizinische Profession, das Personal und deren Arbeitsbedingungen, auf Karrieredynamiken von Beschäftigten sowie auf das Patientenwohl auswirken. Unser Forschungsprogramm steht im Kontext langjähriger Organisations- und Managementstudien. Das Forschungsprogramm ist aus dem Vorläuferprojekt „Hospital Management Studies“ hervorgegangen, das sich mit vergleichenden Untersuchungen in Europa (Deutschland, Österreich und der Schweiz), in Ostasien (Japan und Südkorea) sowie in Südamerika (Brasilien) beschäftigte.
heiGOS - Heidelberg Research Group for Organization Studies
Max-Weber-Institut für Soziologie
Universität Heidelberg
Bergheimer Str. 58
69115 Heidelberg
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