Hospital Management Studies (HMS)

medical-1006787_1920November 2018: Aus HMS wird MOS

Zukünftige Studien in diesem Forschungsbereich werden Fragestellungen zu allen Formen medizinischer Organisationen bearbeiten und sich nicht mehr ausschließlich wie aktuelle Teil-Projekte auf Krankenhäuser konzentrieren. Wir stellen daher die Perspektive um von Management-Studien auf Studien zur Organisation im institutionellen Feld der Medizin, und haben in der Folge den Namen des Forschungsprogramms geändert von Hospital Management Studies (HMS) auf Medical Organizations Studies (MOS).

 

Das HMS Forschungsprogramm 2012-2018

Wir führen unsere Untersuchungen zu Organisation und Management im Krankenhaus in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Japan und Südkorea sowie in Brasilien durch. Unser Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Exzellenzcluster der Universität Heidelberg gefördert. Es steht im Kontext langjähriger Organisations- und Managementstudien in Deutschland, Österreich und der Schweiz, den USA, Ostasien, Indien und Lateinamerika.

Leitung
Prof. Dr. Markus Pohlmann

Mitarbeiter
Dr. Stefan Bär
Dr. Jaok Kwon-Hein (bis 2016)

Teilprojekt „Das Management von Krankenhäusern. Neue Organisations- und Managementkonzepte im internationalen Vergleich“

Unter dem Dach der Hospital Management Studies wird derzeit das Teilprojekt „Das Management von Krankenhäusern. Neue Organisations- und Managementkonzepte im internationalen Vergleich“ durchgeführt. Es steht im Zusammenhang mit den Forschungen zu „Transculture of Capitalism“ im Exzellenzcluster Asia-Europe der Universität Heidelberg. Im Fokus des Teilprojektes stehen die kaufmännischen und medizinischen Spitzenkräfte im Krankenhaus. Wir fragen, welche Organisations- und Managementkonzepte bei der Führung von Krankenhäusern heute genutzt werden. Wir interessieren uns dafür, ob sich überall ähnliche industrielle Managementtechniken verbreiten oder inwieweit diese abgelehnt oder in passförmige Krankenhauskonzepte transformiert werden. Von Interesse ist für uns aber auch, wie stark die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Prägungen in diesem Bereich sind. Wir begeben uns damit auf die Spuren der Reorganisationsbemühungen von großen Krankenhäusern in verschiedenen Ländern und wollen im internationalen Vergleich herausfinden, welche Rationalisierungstendenzen sich feststellen lassen und welche Auswirkungen diese auf das Patientenwohl, die Profitabilität von Krankenhäusern und die Organisation und Institution Krankenhaus selbst haben.

Zum Hintergrund
Krankenhäuser stehen heute überall auf der Welt vor großen Herausforderungen. Auf der einen Seite wächst der Ökonomisierungsdruck, auf der anderen Seite wachsen die Ansprüche an die medizinische Versorgung. Zugleich sind die Reorganisationsanforderungen enorm: Qualitätssicherung und -dokumentation, Nullfehlerquote, Erhöhung der Durchlaufgeschwindigkeiten von Patienten, Fallpauschalen und Fallmanagement sind nur einige Stichworte dieser Diskussion, die in Wissenschaft und Praxis in vielen Weltregionen geführt wird. Von den Krankenhäusern wird erwartet, dass sie von den Rationalisierungsanstrengungen der industriellen Wirtschaft lernen und profitieren, und dass moderne Ansprüche an die Unternehmensführung eines Krankenhauses zu befriedigen sind. Aus manchen Krankenhäusern werden große Krankenhauskonzerne, aus anderen hoch spezialisierte Krankenhausbetriebe. Zugleich treffen unterschiedliche Professionen aufeinander, deren verschiedenen Ethiken und Leitorientierungen mitunter nur schwer in Einklang zu bringen sind. In diesem Dschungel verschiedener Erwartungen, Forderungen, gesetzlicher und kultureller Regeln, von Ökonomisierungsdruck und Krankenhaussterben versuchen viele Krankenhäuser heute ihren Weg zu finden, zu überleben, sich neu zu organisieren und zu expandieren.
Die bestehenden institutionellen Entwicklungspfade bahnen diese Dynamik. Ob und inwiefern es Pfadanpassungen oder -wechsel in dieser Entwicklung gibt, welche Akteure oder Akteursgruppen die Träger von Entwicklungen sind, welche Konzepte zur Anwendung kommen und sich durchsetzen, sind lediglich einige der empirischen Fragen, die es zu beantworten gilt.

 

Publikationen

Pohlmann, Markus und Stefan Bär (2009): Grenzenlose Karrieren? Hochqualifiziertes Personal und Top-Führungskräfte in Ökonomie und Medizin. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 34, 4. S. 13-40.
Bär, Stefan (2010): Kämpfe um die Autonomie der Medizin. Überlegungen zu Arbeitskämpfen im Krankenhaus. In: Schweiger, Gottfried und Bernd Brandl (Hg.): Der Kampf um Arbeit. Wiesbaden: VS. S. 277-310.
Bär, Stefan (2011): Das Krankenhaus zwischen ökonomischer und medizinischer Vernunft. Wiesbaden: VS
Bär, Stefan (2012): Markenbildung im Krankenhaus. In: Deutsches Ärzteblatt 109, 5.  S. 194-197.
Bär, Stefan und Markus Pohlmann (2016): Kurswechsel im Krankenhaus. Auf dem Weg zu einer markt- und profitorientierten Dienstleistungsorganisation? In: Bode, Ingo und Werner Vogd (Hg.): Mutationen des Krankenhauses. Soziologische Diagnosen in organisations- und gesellschaftstheoretischer Perspektive. Springer VS. S. 229-250.
Bär, Stefan und Markus Pohlmann (2018): Autonomieverlust der Medizin? Zum Strukturwandel moderner Großkrankenhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In: Industrielle Beziehungen, Sonderheft: Arbeitsbeziehungen des öffentlichen Sektors: Kontinuität, Wandel und Krise (4/2017), 411-430, DOI: https://doi.org/10.3224/indbez.v24i4.03

 

Lehre
Markus Pohlmann und Stefan Bär haben 2013-14 im Kontext dieser Forschung ein einjähriges Lehrforschungsprojekt mit Master-Studierenden der Soziologie durchgeführt.
Stefan Bär bietet regelmäßig Lehrveranstaltungen im Bachelor- und im Master-Studiengang zur Krankenhaussoziologie an, so im WS 2007/08 das Seminar: Über die Veränderungsdynamik der Organisation Krankenhaus – Ökonomie gegen Medizin?, im SoSe 2008 das Seminar: Krankenhausmanager und organisierte Medizin, im SoSe 2010 das Seminar: Organisierte Medizin, im WS 2010/11 und 2013/14 die praxisorientierten Vertiefungsseminare: Organisation und Management im Krankenhaus und Krankenhausmanagement, praxisbezogene Perspektiven, im SoSe 2016: Ökonomisierung von Gesundheitswesen und Krankenhaus sowie im SoSe 2016 und 2018: Das Krankenhaus: Organisation und Institution.