Freundschaftsnetzwerke und private Lebensführung

Die Integration einer Gesellschaft ist in hohem Maße auch von der Einbindung der Individuen in ein soziales Netzwerk - auch jenseits von familiären Beziehungen - bestimmt. Das durch die Existenz und die Art der betreffenden sozialen Beziehungen determinierte sogenannte Soziale Kapital vermittelt in erheblichem Maße den Zugang zu bedeutsamen Ressourcen und ist damit eine bedeutsame Determinante der Sozialen Schichtung und von Prozessen Sozialer Schließung.

In der Arbeitsgruppe wird die Einbindung der Individuen in ein Netzwerk und die resultierende private Lebensführung aus (mindestens) zwei Perspektiven analysiert:

Zum einen wird untersucht, inwieweit und unter welchen Umständen die Einbindung in ein Freundschaftsnetzwerk mit den individuellen Gelegenheiten des Kennenlernens in einer dynamischen Wechselbeziehung steht. Die Gelegenheiten des Kennenlernens sind dabei durch die Struktur und die Organisationsweise der unmittelbaren sozialen Umgebung bestimmt. So stellen Handlungskontexte wie z.B. der Arbeitsplatz, das Wohnumfeld oder die sozial organisierte Freizeitbeschäftigung sozial vorstrukturierte Gelegenheiten zum Kontakt und zur Interaktion mit anderen Individuen dar, die zu Freunden werden können.

Zum anderen wird untersucht, welche weiteren Determinanten soziale Einbindung beeinflussen. Hierbei liegt der Fokus auf den Bestimmungsgründen sozialer Isolation. Es geht also um die Frage, welche sozialen Umstände häufig der Grund für Einsamkeit, d.h. für das Fehlen von sozialen Beziehungen sind. Die These, dass der Modernisierungsprozess mit wachsenden Risiken sozialer Isolation einhergeht, lässt sich bis zu den Klassikern der Soziologie zurückverfolgen und hat in einflussreiche Gesellschaftstheorien Eingang gefunden. Umso mehr private Beziehungen selbstverantwortlich aufgebaut und aufrecht erhalten werden müssen und umso weniger man wie selbstverständlich in sie hineinwächst und ihnen verpflichtet bleibt, desto voraussetzungsvoller wird ihre Existenz und desto höher sind auch die Risiken sozialer Isolation. Das Isolationsrisiko in modernen Gesellschaften wird daher nicht zuletzt durch die sozialen Kontextbedingungen bestimmt, in welche der Einzelne hineingeboren wird oder qua biografischer Ereignisse gelangt.  In empirischen Analysen wird aufgezeigt, welche sozialen Kontextbedingungen mit besonders hohen Isolationsrisiken einhergehen. Dabei geht es unter anderem um die Auswirkungen von Armut, Krankheit, Arbeitslosigkeit und familienbezogenen Ereignissen.

Forschungsprojekte

• "Bestimmungsgründe sozialer Isolation"
   Dauer: seit 2014
   Förderung: DFG

Veröffentlichungen

• Stauder, Johannes. 2014. The social structure of opportunities for interaction and strategies for analyzing friendship. In: Der Partnermarkt und die Gelegenheiten des Kennenlernens, Hrsg. Armando Häring, 21 S.

• Stauder, Johannes. 2014. Friendship networks and the social structure of opportunities for contact and interaction. Social science research 48:17 S

• Stauder, Johannes und Tom Kossow. 2014. Freundschaftsnetzwerke und sozialer Kontext. In: Der Partnermarkt und die Gelegenheiten des Kennenlernens, Hrsg. Armando Häring, 42 S.

• Stauder, Johannes. 2008. Opportunitäten und Restriktionen des Kennenlernens : zur sozialen Vorstrukturierung der Kontaktgelegenheiten am Beispiel des Partnermarkts. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 60:21 S.