Fehlverhalten in Organisationen: Wie lässt sich die Meldebereitschaft des Personals erhöhen?

Hinweisgebersysteme in Unternehmen leisten oft nicht das, was sie versprechen. Gravierende Regelabweichungen werden von diesen regelmäßig nicht erfasst und bleiben in der Folge für lange Zeit unentdeckt. Wie kann es dazu kommen? Selbst in extremen Fällen mit hohem moralischem Aufforderungscharakter – wie z.B. Medikamentenmanipulationen in Pharmaunternehmen oder Apotheken, aber auch in Fällen sexuellen Missbrauchs – herrscht oft Dulden, Wegsehen, Schweigen vor. In der Sozialpsychologie wird dies mit Zuschauereffekten („Bystanding“) begründet und mit einem „rationalen Auf-die-Anderen-Schieben“ erklärt: Soll der Kollege es doch melden, soll der Chef doch etwas tun. Kaum untersucht sind jedoch jene Effekte, die unterschiedliche organisatorische Maßnahmen in Unternehmen auf die (mangelnde) Bereitschaft haben, dem Fehlverhalten ein Ende zu bereiten. Das Forschungsprojekt möchte dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und präventive Maßnahmen in ihrer Wirksamkeit prüfen, welche helfen könnten, die Bereitschaft, abweichendes Verhalten zu melden („Reporting“), zu erhöhen. Es nutzt dazu in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen zwei Schulungsformen, um die Meldebereitschaft in unterschiedlichen organisationalen Settings genauer zu bestimmen und auf Basis der Ergebnisse die Meldebereitschaft durch konkrete Maßnahmen zu erhöhen. Der Nutzen für die Unternehmen liegt darin, wissenschafts- und evidenzbasiertes Wissen darüber zu erhalten, welche organisationsbezogenen Maßnahmen die Bereitschaft für ein erfolgreiches Reporting erhöhen und welche nicht. Sie werden dadurch in die Lage versetzt, auf einer wissenschaftsbasierten Grundlage zu entscheiden, welche organisationsbezogenen Maßnahmen entwickelt oder beibehalten und welche ggf. abgeschafft werden können.

❮ Zurück zu: heiGOS

Ausrufezeichen, Wichtig, Bedeutend, Wesentlich
Bildquelle: pixabay.com

Forschungsteam
Prof. Dr. Markus Pohlmann (MWI, Heidelberg)
Dr. Kristina Höly (MWI, Heidelberg, Projektmanagerin)
Dr. Sebastian Starystach (Charité, Berlin)
Monika Bancsina, M.A. (MWI, Heidelberg)

Kooperationspartner
Markus Jüttner (DICO e.V.)
Kai Fain (DICO e.V.)

Projektdauer
2022-2024

Projektfinanzierung
KBA-NotaSys Integrity Fund