Das Forschungsvorhaben soll die (In-) Stabilität von Paarbeziehungen im mittleren und höheren Erwachsenenalter untersuchen. Der Begriff der Instabilität bezieht sich hierbei auf das objektive, familiendemographische Trennungsverhalten, dem in Bezug auf seine sozialpolitische Relevanz besondere Bedeutung zukommt. Das diesbezügliche Forschungsdefizit hat zwei Ursachen. Zum einen bleiben in der theoretischen Reflexion familiendemographischer Prozesse Ältere häufig ausgespart. Zum anderen haben bis jetzt die geringen Fallzahlen ein unüberwindliches Hindernis dargestellt Denn selbst in den großen sozialwissenschaftlichen Datensätzen sind höhere Altersbereiche und spätere Trennungsereignisse zu selten enthalten, um zuverlässige Aussagen treffen zu können. Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht deshalb zur Überwindung des Fallzahlproblems eine aufwändige Kumulation zahlreicher bereits vorliegender Datensätze mit den notwendigen Informationen, um mit einer hinreichenden Fallzahl die Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren von Trennungen in der zweiten Lebenshälfte beschreiben und analysieren zu können.Deskriptive Untersuchungen sollen zum einen die Frage klären, ob es, wie häufig vermutet, einen Wiederanstieg des Trennungsrisikos in späteren Lebens- und Partnerschaftsphasen gibt. Zum anderen sollen die Ursachen und die sozialen Unterschiede der Beziehungsstabilität im mittleren und höheren Erwachsenenalter analysiert werden. Drei Faktorenbündel sind hierbei von Bedeutung: (1) Erstens geht es um all diejenigen Faktoren, die sich in jungen Jahren als bedeutsam für die Beziehungsstabilität erwiesen haben, z. B. die Erwerbsbeteiligung der Frau oder das Bildungsniveau, und um die Frage, inwieweit diese Faktoren auch im späteren Lebens- und Partnerschaftsverlauf das Trennungsverhalten beeinflussen. (2) Ein zweites Faktorenbündel von besonderem Interesse für die Beziehungsstabilität im mittleren und höheren Erwachsenenalter betrifft jene Faktoren, die zwar in bisherigen Untersuchungen vielfach untersucht wurden, die sich aber im Lebensverlauf systematisch verändern, wie das Alter, die Beziehungsdauer und ggf. auch das Alter bei der Partnerwahl. (3) Von größtem Interesse für die Beziehungsstabilität im mittleren und höheren Erwachsenenalter sind schließlich die in dieser Altersspanne typischen Ereignisse, wie insbesondere der Auszug von Kindern aus dem Elternhaus, der Übergang in den Ruhestand von einem Partner oder von beiden sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen.
Dauer: 2009-2012
Förderung: DFG
Antragsteller/in: Prof. Dr. Thomas Klein
Veröffentlichungen
• Klein, Thomas, und Ingmar Rapp 2010: Der Einfluss des Auszugs von Kindern aus dem Elternhaus auf die Beziehungsstabilität der Eltern. Zeitschrift für Soziologie 39: S. 140-150
• Rapp, Ingmar, und Thomas Klein 2010: Empty nest und die Stabilität der Elternbeziehung. Gibt es einen empty nest-Effekt auf das Trennungsrisiko? S. 235-248 in: Ette, Andreas,Kerstin Ruckdeschel und Rainer Unger (Hg.), Potentiale intergenerationaler Beziehungen. Chancen und Herausforderungen für die Gestaltung des demografischen Wandels. Würzburg: Ergon
• Rapp, Ingmar 2012: In Gesundheit und Krankheit? Der Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand und der Ehestabilität. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 64: S. 783-803
• Klein, Thomas, Johannes Kopp und Ingmar Rapp 2013: Metaanalyse mit Originaldaten. Ein Vorschlag zur Forschungssynthese in der Soziologie. Zeitschrift für Soziologie 42: S. 222-237
• Rapp, Ingmar 2013: Ehestabilität in der zweiten Lebenshälfte. Eine Analyse von kumulierten sozialwissenschaftlichen Umfragedaten. Wiesbaden: VS
Literaturempfehlung
Rapp, Ingmar 2013: Ehestabilität in der zweiten Lebenshälfte. Eine Analyse von kumulierten sozialwissenschaftlichen Umfragedaten. Wiesbaden: VS