Die vergangenen Jahrzehnte haben übergreifende Veränderungen im Bereich der partnerschafts- und familienbezogenen Lebensführung mit sich gebracht (Rückläufigkeit und Aufschub der Elternschaft, Wandel der Partnerschaftsformen, Häufung von Partnerschaftstrennungen und Partnerlosigkeit, veränderte Organisations-und Machtstrukturen in Paarbeziehungen etc.). In Anbetracht der „Gesundheitsproduktion in Familien“ lassen diese Veränderungen Auswirkungen auf die Verbreitung von Gesundheit und Krankheit vermuten. Nicht unwahrscheinlich ist, dass der beachtliche Rückgang der Mortalität in den höheren Altersgruppen zu einem Teil auch auf der vergleichsweise stabilen Partnerschafts- und Familienbiografie in den betreffenden Generationen beruht. Unklar ist, ob demgegenüber die Gesundheit der nachfolgenden Generationen durch die genannten Wandlungsprozesse beeinträchtigt wird. Für viele Aspekte dessozialen Wandels von Familie und Partnerschaft ist weitgehend unbekannt, inwiefern sie sich auf die gesellschaftliche Krankheitsbelastung auswirken. Dies betrifft v. a. die Gesundheitswirkung der zunehmend etablierten nicht-ehelichen Paarbeziehungen mit und ohne einen gemeinsamen Haushalt, der sich ändernden Macht- und Arbeitsteilungsstrukturen in Paarbeziehungen sowie der veränderten Organisation von Elternschaft(z. B. Müttererwerbstätigkeit, Inanspruchnahme außerhäuslicher Kinderbetreuung). Das hier beantragte Forschungsvorhaben reagiert auf diese Forschungslücken und untersucht die Gesundheitsrelevanz der genannten Aspekte des partnerschafts- und elternschaftsbezogenen sozialen Wandels. Auf der Seite der abhängigen Variablen beziehen sich die Analysen sowohl auf verschiedene Indikatoren der körperlichen Gesundheit, auf Mortalität sowie auf Indikatoren des Gesundheitsverhaltens und der Stressbelastung. Auf Seitender unabhängigen Variablen werden im einzelnen folgende Aspekte des sozialen Wandels von Familie und Partnerschaft in der Untersuchung berücksichtigt: die Partnerschaftsbiografie unter Fokussierung auf nichteheliche Partnerschaften, deren Abfolge und Dauer, deren Partnerschaftsstabilität und der Trennungshäufigkeit, die partnerschafts- und familieninternen Arbeitsteilungsmuster, die partnerschaftsinternen Machtkonstellationen, die Elternschaftsbiografie und die Organisation von Elternschaft und Erwerbstätigkeit, die materiellen und Netzwerk-Ressourcen von Partnerschaften sowie die subjektive Partnerschaftsqualität. Einbezogen werden ferner familienbezogene Wertorientierungen sowie partnerschaftsbezogene Anpassungsprozesse. Empirisch untersucht wird auch, ob die Generationenunterschiede der altersspezifischen Gesundheit in Teilen durch die Unterschiede in den partnerschafts- und familienbiografischen Rahmenbedingungenmitgeprägt werden.Ausgangspunkt der Analysen ist die Generierung operabler Hypothesen über die Gesundheitsrelevanz der genannten partnerschafts- und familienbezogenen Merkmale per Rekurs auf theoretische Ansätze. Datengrundlage ist das Sozio-ökonomische Panel. Hinzu kommen validierende und vertiefende Auswertungen mit weiteren Längsschnittdaten.
Dauer: 2011-2015
Förderung: DFG
Antragsteller/in: Prof. Dr. Thomas Klein