Alfred Weber war kultursoziologisch ausgerichtet und verstand Nationalökonomie als Teil der umfassend verstandenen Sozial- und Staatswissenschaften. Folgerichtig wirkte er darauf hin, das von seinem Bruder gegründete Volkswirtschaftliche Seminar in ein Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zu überführen (1924) und die Bezeichnung seines Ordinariats um Soziologie zu erweitern (1926). Es war das erste Mal, dass die Bezeichnung Soziologie an der Universität Heidelberg auch formal in Erscheinung trat.
Inhaltlich freilich hatte sich die Soziologie in Heidelberg nicht zuletzt durch das Wirken der beiden Webers, aber auch Emil Lederers, des späteren ersten Dekans der University in Exile in New York, zu einem auch international wahrgenommenen Schwerpunkt soziologischer Forschung entwickelt. Max Weber galt als der ‚Mythos von Heidelberg‘, Alfred Weber trieb den institutionellen Ausbau voran.
Auch Marianne Weber ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Sie sorgte nach dem Tode von Max im Jahre 1920 für die Bewahrung seines Werks. In der Weimarer Republik avancierte das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften zu einem bekannten Zentrum, das junge Wissenschaftler aus dem In- und Ausland anzog. Verwiesen sei etwa auf Karl Mannheim, der hier die Grundlagen seiner Wissenssoziologie legte, sowie auf seinen Mitarbeiter Norbert Elias, der später, mit seiner Studie über den Zivilisationsprozess, weltweite Anerkennung fand. Zu nennen ist aber auch Talcott Parsons, der als Austauschstudent nach Heidelberg kam und hier promoviert wurde. Er machte das Werk Max Webers in der angloamerikanischen Welt bekannt und stieg selbst in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zu einem der führenden Soziologen der Welt auf.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten brachte auch für die Soziologie in Heidelberg einen tiefen Einschnitt. Karl Mannheim und Emil Lederer, die Heidelberg allerdings zuvor schon verlassen hatten, wurden in die äußere Emigration gezwungen, Alfred Weber ging nach dem berühmten Flaggenstreit in die innere Emigration. Er war es denn auch, der nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes die Soziologie im alten Rahmen wiederbelebte, allerdings ohne den Anschluss an die inzwischen eingetretenen internationalen Entwicklungen im Fach zu finden. Um sein unvergleichliches Wirken für die Universität Heidelberg zu würdigen, wurde 1948 das alte Institut für Sozial- und Staatswissenschaften in Alfred Weber-Institut für Sozial- und Staatswissenschaften umbenannt.