Aktive Korruption in Unternehmen – Ursachen und Folgen “brauchbarer Illegalität”

Projektbeschreibung

Erste Studien des Max-Weber-Instituts haben ergeben, dass sich ein Teil der in Unternehmen vorkommenden aktiven Korruption als „brauchbare Illegalität“ verstehen und analysieren lässt. Dieses organisationssoziologische Konzept liefert uns einen neuartigen Ansatzpunkt für die Erklärung einer bis dato unterbelichteten Form von Korruption, bei der es nicht ausschließlich oder vorwiegend um persönliche Bereicherung geht, sondern in erster Linie um die Verfolgung der Ziele der Organisation. Auf Basis unserer bisherigen Fallstudien dazu nehmen wir an, dass die aktive Korruption nicht selten von besonders loyalen Mitarbeitern im Interesse des Unternehmens (und erst nachrangig ggf. auch im Eigeninteresse) verübt wird.

Ziel des Projektes ist es, einen interdisziplinären Projektverbund aufbauen, um eine systematische Prüfung dieses Ansatzes – anhand von Korruptionsfällen der jüngeren Unternehmensgeschichte sowie der Evaluation der jeweils implementierten Maßnahmen zur Korruptionsprävention – vorzubereiten. Ziel des Verbunds ist es, neben gesellschaftlichen Ursachen und institutionellen Bedingungsfaktoren auch den rechtlichen Konsequenzen des damit einhergehenden Perspektivwechsels nachzugehen und damit den Beitrag der Organisationssoziologie für kriminologische bzw. strafrechtliche Debatten in der internationalen Korruptionsforschung fruchtbar zu machen. Dazu sollen Hellfeldanalysen von gerichtsnotorischen Fällen aktiver Korruption in Deutschland sowie im Ausland durchgeführt, systematisch ausgewertet und verglichen werden. Das Ziel dieser Dokumentenanalysen soll sein, eine Typologie von Korruptionsfällen zu entwickeln. Insbesondere soll hier zwischen Taten aus Eigeninteresse und Taten aus Unternehmensinteresse unterschieden werden.

Leitung

Prof. Dr. Markus Pohlmann
Prof. Dr. Gerhard Dannecker
Prof. Dr. Dieter Dölling
Prof. Dr. Dieter Hermann

Mitarbeiter
Dr. Julian Klinkhammer
Dr. Kristina Höly (bis 2016)

Projektdauer
April bis Oktober 2013

Projektfinanzierung
FoF4